Freitag, 7. August 2015

Nachtfahrt auf der Schlei

Der Kaffee schmeckt morgens einfach köstlich, wenn man nach einer entspannten Ankernacht in den Tag startet.


Was sich so alles beim Ankerlichten an Bord "bringen" lässt :-) 


Bei bestem Sommerwetter erreichten wir Schleimünde und motorten gen Kappeln. Auch hier fanden wir noch ein kleines Plätzchen für AMAREE und nutzten die Zeit bis zur Brückenöffnung bei leckerem Eiskaffee im Stadthafen - wir waren ja in Sonderburg auf den Geschmack gekommen!


Die Schlei begrüsste uns mit ihrer lieblichen Landschaft, die so oft an die Küste der dänischen Südsee erinnert.


Gemütlich ankerten wir hinter Arnis, hatten viel Spaß beim Baden (und Duschen in der Plicht - nein, davon gibt es mal wieder keine Fotos!)


und wollten dann am Freitag Vormittag zu unserem Zielhafen Fleckeby aufbrechen.

Aber nein, eine WhatsApp von lieben Freunden warnte uns vor der Sperrung der Lindaunisbrücke mit wahrscheinlich einziger Öffnungszeit in derselben Nacht von 01.00 bis 03.00 Uhr!
Kurzum beendeten wir unseren Abendspaß, ergatterten eine Stunde später in Lindaunis den letzten regulären Liegeplatz im Hafen und bereiteten uns auf die Nachtfahrt vor.


Auch hier erfreute uns der Abendhimmel.


Wecker auf 00.50 Uhr gestellt, Motor an, abgelegt und eingereiht in den Yachten-Konvoi, während die Brücke öffnete. Ein toller Anblick, wenn sich die Schiffe, wie an einer Perlenschnur aufreihen und nur durch die vorgeschriebenen Lichtsignale beleuchtet sind. Alle geben Gas, und es drängt sich durch die Brücke.

Und dann fiel unser Motor aus, direkt hinter der Brücke!

Mitten in dieser Enge bekam das aber zeitgleich eine gerade überholende Yacht mit, bot umgehend Hilfe an und nahm uns in Schlepptau. Genial - 1000 Dank der JOY aus Schleswig.

Mit "leicht erhöhtem" Adrenalinspiegel hielt ich die Pinne und versuchte alle Tonnen entlang der stockdunklen Fahrrinne rechtzeitig zu sehen, während Micha sich dem Motor näherte. Und tatsächlich, mein Lieblings-Mechaniker hat den Fehler schnell gefunden. Das Schauglas im Dieselfilter hatte einen Sprung und dadurch saugte die Dieselpumpe Luft an statt Diesel zu fördern. Glücklicherweise war der Kraftstoffschlauch vom Tank lang genug, um direkt an die Pumpe gelegt zu werden. Nach einer guten halben Stunde, gegen 2:00 Uhr nachts, konnten wir den Motor wieder starten. Es klang diesmal wie Musik in unseren Ohren.


Nachdem wir die 30m-Schleppleine zurückgenommen hatten, rauschte die JOY davon, und wir fuhren in einem kleineren Dreier-Konvoi weiter. Nun konnten wir uns endlich auf die eigentliche Nachtfahrt konzentrieren, zumal das Schiff vor uns regelmäßig die Betonnung ignorierte - der kannte sich wohl gut aus oder liebte das Risiko. Die roten und grünen Tonnen in der Schlei senden übrigens keine Lichtsignale aus, wie wir es schon auf der Elbe erlebt hatten, sondern wollen mittels Taschenlampe angestrahlt werden. Reflektoren an den Tonnen helfen dann sie zu orten.

Gegen 03.20 Uhr sind wir in unserem Hafen angekommen und konnten bei Windstille recht einfach in unserer Box festmachen. Hier kennen wir ja jeden Meter.
Geschafft!
Der Puls hatte sich normalisiert, ein Honigbrot schmeckte großartig und um 05.00 Uhr konnten wir endlich einschlafen. Was für eine Nacht!

Unverständlich bleibt für uns das katastrophale Informationsmanagement rund um die Brückensperrung. Wir wissen mittlerweile, dass es wohl nur noch Sonntag Nacht EINE Öffnung für die Schifffahrt gibt und nun bis 14. August repariert wird.
Wieso werden nicht automatisch alle Hafenmeister entlang der Schlei informiert, damit diese ihre Stamm- und Gastlieger (man denke an all die Urlauber, die sich hier gerade aufhalten) informieren können? Schon traurig.
Nun gut, wir konnten in Fleckeby noch vielen Seglern den Hinweis geben, die somit noch eine Chance genutzt haben.